Warum Geld abheben im Ausland teuer und gefährlich sein kann

Urlaubszeit ist Reisezeit und viele Deutsche zieht es auch in diesem Jahr wieder ins europäische Ausland. In den Ländern der Eurozone profitieren Reisende dabei von der gemeinsamen Währung. Vorbei sind die Zeiten des Umrechnens der Preise und des lästigen Geldumtauschs im Urlaubsland. Wird die Barschaft einmal knapp, finden sich sicher in der Nähe Geldautomaten, an denen man die Urlaubskasse per Bank- oder Kreditkarte mit frischen Euros auffüllen kann.

Auch in Nicht-Euro-Ländern wie Polen, Tschechien, der Türkei, Großbritannien oder Ungarn ist das Abheben von Bargeld mit der EC- oder Kreditkarte an Geldautomaten jederzeit möglich, wobei dort die Auszahlung in der jeweiligen Landeswährung erfolgt. Allerdings ist hier die besondere Aufmerksamkeit des Kunden gefordert, denn Bargeldabhebungen in Nicht-Euro-Ländern können schnell teuer werden.
Die Zeitschrift Finanztest fand heraus, dass Touristen an ausländischen Geldautomaten immer öfter mit teilweise horrenden Sondergebühren belastet werden. Viele Reisende bemerken dies noch nicht einmal, da auf dem Kontoauszug zu Hause der Euro-Betrag ausgewiesen wird.

Kreditkarten

Wie Sie die Abzockfallen an ausländischen Geldautomaten aufspüren und umgehen, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Geld Abheben im Ausland ist teuer

Im Regelfall wird bei Bargeldabhebungen an Geldautomaten im Ausland der dort abgehobene Betrag von der auszahlenden Bank in Landeswährung an die deutsche Hausbank weitergegeben. Diese nimmt dann die Umrechnung in Euro zu ihrem Kurs vor und verbucht die Abhebung auf dem Konto des Kunden.
An zahlreichen Geldautomaten im Ausland wird dem Bankkunden neuerdings ein garantierter Wechselkurs versprochen und dazu die Option geboten, sich den Abhebebetrag in Euro anzeigen zu lassen. Im Menü des Automaten erscheint die prominent platzierte Auswahl, den Abhebebetrag in Landeswährung sofort in Euro umzurechnen. Dazu sind auch gleich der jeweilige Kurs und der entsprechende Eurobetrag angegeben. Und alles sogar „zum Nulltarif!“
Was an dieser Stelle wie ein zusätzlicher Service für den Kunden aussieht, der Transparenz zu bringen scheint, entpuppt sich allerdings schnell als ausgemachte Geldfalle.

Schlechter Wechselkurs und versteckte Gebühren

Wie „Finanztest“ feststellte, zahlen Touristen hier zwischen 2% und 10% mehr, als wenn sie den Betrag nicht in Euro umrechnen ließen. Hier ist es nicht die Hausbank, die den Kurs festlegt, sondern der Automatenbetreiber im Ausland. Dieser rechnet, für den Kunden kaum ersichtlich und nachvollziehbar, bis zu 10% Aufschlag in den Wechselkurs ein.
Dabei fällt auf, dass an den Geldautomaten aggressiv mit Argumenten, wie: „garantierter Wechselkurs“, „Sicherheit vor Kursschwankungen“ oder „0% Gebühren“ für die Sofortumrechnung geworben wird. Außerdem ist die Menüführung am Display der Geldautomaten extra verwirrend gestaltet, um den Kunden möglichst intuitiv zur Annahme des Euro-Umrechnungsangebotes zu verleiten und somit in die Falle zu tappen.

Banken und Automatenbetreiber nutzen Gesetzeslücke

Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, finden Kunden auf einigen Quittungen nach der Abhebung sogar den Aufdruck, eine Umrechnungsmarge akzeptiert oder gar zugestimmt zu haben, auf eine Klage gegen den Automatenbetreiber zu verzichten.
Laut „Finanztest“-Redakteur Uwe Doehler nutzen die Automatenbetreiber dabei eine Gesetzeslücke. „Sie erheben formal keine Gebühren, die sie gesondert in Rechnung stellen müssten, sondern sie verstecken den Aufschlag im Umrechnungskurs, der deutlich schlechter ist als der Börsenkurs am jeweiligen Tag oder als der Kurs der Hausbank“, erklärt der Finanzexperte.

Geldautomaten mit Umrechnungsangebot sind europaweites Phänomen

Die Masche hat in zahlreichen EU-Ländern, die nicht den Euro als Währung haben enorm zugenommen. In Tschechien und der Schweiz fanden die Tester an allen Geldautomaten die Euro-Umrechnungs-Option. In Polen, Großbritannien und der Türkei boten eine ganze Reihe von Geldautomaten diese Variante. Vor allem in Polen, Tschechien und Großbritannien waren die inkludierten Gebühren oft enorm hoch.
Auch in Kroatien, der Türkei und Russland sind solche Geldautomaten häufiger zu finden, während sie in Dänemark und Schweden nur ganz vereinzelt und im außereuropäischen Ausland überhaupt nicht präsent sind.

Experten-Tipp:

Die deutliche Warnung und Empfehlung der Finanzexperten an alle Auslandsurlauber lautet deshalb: An ausländischen Geldautomaten keinesfalls die Umrechnung in Euro akzeptieren!

Wer dennoch in die Falle getappt ist und den Wechselkurs der Sofort-Umrechnung in Anspruch genommen hat, kann nur auf die Kulanz seiner Hausbank hoffen. Laut Doehler gäbe es vereinzelt Banken, die ihren Kunden den Wechselkurs-Schaden auf Antrag erstatten.